Recruiting von Internationals
In Österreich wissen wir, dass der demografische Wandel ein großes Loch in den Arbeitsmarkt reißt und in Zukunft noch stärker reißen wird. Die Babyboomer gehen in Pension, weniger Junge kommen nach. Traditionelle Lehrberufe im Handwerk sind vom Aussterben bedroht. Schon jetzt beschäftigen sich viele Unternehmen mit den Möglichkeiten des Recruitings von Internationals. Doch wie gelingt das erfolgreich? Hier ein Überblick, worauf man achten sollte und wo man Unterstützung findet.
Warum die Herausforderung des internationalen Recruitings so groß ist…
Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen tun sich oft schwer mit der Suche und Integration ausländischer ArbeitnehmerInnen. Häufig stehen sie dem Thema zum ersten Mal gegenüber und wissen gar nicht, wo es zuerst anzupacken gilt. Aber auch für größere oder bereits erfahrenere Recruiter am internationalen Parkett sind es immer wieder dieselben Themen, die letztendlich eine Herausforderung darstellen können:
- Sprachbarriere: Von den meisten Internationals können (zu Beginn) natürlich keine verhandlungsfähigen Sprachkenntnisse in Deutsch vorausgesetzt werden. Erfahrungsgemäß wird in vielen KMUs aber auch in größeren Unternehmen im Arbeitsalltag zu 90% auf Deutsch kommuniziert. Dies gilt umso mehr in Pausen bzw. beim Socializing. Doch damit nicht genug, auch außerhalb des Unternehmens können es Internationals schwer haben, sich in Situationen des täglichen Lebens zu verständigen. Behördenbesuche, Erledigungen im Supermarkt, Arzt- und Apothekengänge… alles eine gewisse Herausforderung ohne landessprachliche Hilfe. Unnötig zu erwähnen, dass gerade in Regionen mit starkem Dialekt die gelernte deutsche Sprache von der tatsächlich gesprochenen massiv abweichen kann. Daher ist es wichtig, Sprachkurse (auch im Dialekt) anzubieten und die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aktiv zu unterstützen.
- Kulturelle Integration: Die soziale und kulturelle Integration kann mehr oder weniger Aufwand und Schwierigkeiten nach sich ziehen. Während manche Menschen und deren Familien leicht Anschluss in der Fremde finden, kann die Integration für andere eine echte Herausforderung sein. Sehr oft scheitert eine langfristige Zusammenarbeit auch an der mangelnden Integration der Familie im Arbeitsland. Oder es fehlt der Person an der Möglichkeit, sich in eine Community zu integrieren und Freunde zu finden. Daher darf auch dieser Aspekt nicht unterschätzt werden. Hier sind Sensibilität und Offenheit gefragt.
- Bürokratie: Der bürokratische Aufwand für Visa, Arbeitserlaubnisse und Anerkennung von Qualifikationen und beglaubigte Übersetzungen kann abschreckend wirken. Man sollte sich als Unternehmen jedenfalls bald genug mit den Formalitäten auseinandersetzen und sich auch Hilfe bei Profis suchen. Größere Steuerberatungskanzleien oder auch Relocation Agencies sind auf die Übersiedlung internationaler Arbeitskräfte ausgelegt und bieten oft guten Support wenn es um rechtliche Angelegenheiten und Formalitäten geht.
- Mobilität: Der Faktor, der wahrscheinlich gerade in ländlichen Gegenden am meisten unterschätzt wird. Viele Personen aus fremden Ländern können sich unter den Gegebenheiten und der Infrastruktur im Gastland nicht immer etwas vorstellen. Der öffentliche Verkehr ist nicht in allen Gegenden zufriedenstellend ausgebaut und Führerscheine von Drittstaatsangehörigen sind max. 6 Monate gültig in Österreich. Danach muss eine EU-Fahrerlaubnis bestehen.
So navigierst du zum Erfolg!
Damit das Recruiting von Internationals gelingt, sollten Unternehmen folgende Punkte beachten:
- Netzwerke nutzen: Nutze internationale Jobportale und Netzwerke, um gezielt nach Fachkräften zu suchen. Sowohl die AWA (Außenwirtschaft Austria) als auch lokalere Netzwerke zB die Business Upper Austria oder der Verein Lebensraum Innviertel bieten Unterstützung beim Recruiting im Ausland bzw. bei der Integration ausländischer KollegInnen.
- Sprachkurse und Integration: Biete gezielt Sprachkurse und Integrationsprogramme an, um die neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestmöglich zu unterstützen. Das WIFI bietet sogar eigene Deutschkurse unter dem Titel „Dialekt leicht gemacht“ an.
- Kulturelle Sensibilität: Fördere eine offene Unternehmenskultur, die kulturelle Unterschiede respektiert und wertschätzt.
- Mentoring-Programme: Etabliere Mentoring-Programme, um neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Einstieg zu erleichtern. Ein oder mehrere firmeninterne Buddies aus dem Kollegenkreis, welche sich auch im Privaten um Anschluss und Zugehörigkeit kümmern, kann sehr hilfreich sein. Wichtig ist, mit den Buddies ehrlich über gegenseitige Erwartungen an und für ihre Dienste zu sprechen.
Unterstützung und Ressourcen
Es gibt zahlreiche Ressourcen und Organisationen, die Unternehmen beim Recruiting von Internationals unterstützen:
Noch nicht genug zum Thema?
Dann hört doch auch in unseren Podcast mit Maria Dietz rein. Maria arbeitet für den Verein „Initiative Lebensraum Innviertel“ und ist zuständig für internationale Schlüsselfachkräfte. Ihre Aufgabe ist es, internationale Mitarbeiter zu betreuen, die von regionalen Firmen rekrutiert wurden. Mit einem Klick zur HR-Kantine, kommt ihr direkt zu Spotify…